Konstruktive Ertüchtigung der Gewölbedecke über der Bibliothek:
Die Bibliothek liegt in der Mitte des Südtraktes und zwar im 1. Obergeschoss.
Josep Munggenast begann 1719 mit dem barocken Neubau des Stiftsgebäudes, es wurde nach dessen Tod 1741 von Johann Gottfried Heuberger 1747 vollendet. 1763 wurde die Fassade des Bibliotheksaales vollkommen erneuert. Das Deckenfresko im Bibliotheksaal wurde von Paul Troger 1741 geschaffen (apokalyptische Vision über das Buch mit den 7 Siegeln).
Der Bibliothekssaal ist 20,9 m lang und 9,3 m breit. Die lichte Raumhöhe bis zum Gewölbescheitel beträgt 8,9 m.
Der Saal ist von einem gemauerten Stichkappenmuldengewölbe überdeckt (Tonnengewölbe mit Walmkappen an den Stirnseiten und mit Stichkappen an den Längs – und Querwänden), die Stichhöhe der Tonne beträgt rd. 2 m.
An der Gewölbedecke wurden auffällige Risseschäden festgestellt und zwar im Gewölbescheitelbereich und noch stärker in den Ixenbereichen Tonnengewölbe – Walmkappen Stirnwände (siehe Fotobeilage), besonders stark an den Außenwänden. Weiters hat sich der Scheitel des Tonnengewölbes im mittleren Bereich der Saallänge um bis zu 7cm abgesenkt. Das Problem der in den Kämpferbereichen der Gewölbedecke auftretenden Horizontalkräfte und deren Auswirkungen auf die hohen Außenwände wurde schon bei der Erbauung erkannt und es wurden deshalb 4 hölzerne Schließenbalken im Dachraum und eiserne Schrägschließen mit Verankerung in den Außenwänden eingebaut, eine Konstruktionsweise, welche sich bei der Mehrzahl der barocken Saalbauten bzw, Kirchenräumen wiederfindet. Der Baustoff Holz der Schließenbalken, der Anschluss der Schrägschließen an die Balken und letztlich die in der Mehrzahl nicht ausreichende Bemessung der Bauteile der Konstruktion haben im Laufe der Jahrhunderte zum Ausweichen der Auflagerwände und zu den Schäden in den Gewölbedecken geführt.
Für eine dauerhafte Sicherung der Bausubstanz wurde die oben beschriebene Verschließungskonstruktion mit den heute zur Verfügung stehenden Bauelementen nachvollzogen (siehe Planbeilage): Einbau von stählernen Schließenträgern und Schrägschließen aus ISTOR – Spannstangen, wobei die Herstellung der Bohrungen in den Gewölbekämpferbereichen eine äußerst heikle Aufgabe darstellt: reine Rotationsbohrung ohne Schlagwirkungen mit Luftspülung, zielgenaue Herstellung der Bohrlöcher. Diese Arbeiten sollten nur von Spezialfirmen durchgeführt werden, es ist immer die Gefahr einer Beschädigung des Kämpfermauerwerks und des Freskogemäldes gegeben mit schwerwiegendsten Folgen. Die neuen Schrägschließenkonstruktionen wurden jeweils beidseitig der bestehenden eingebaut, also in insgesamt 8 Achsen.